
Kurz nachdem wir den letzten Beitrag am Montagabend unserer Zeit gepostet hatten, holte uns das Taxi in Sukhothai um 19:00 ab, um uns an den Bahnhof von Phitsanulok zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was uns in dieser Nacht erwarten sollteđ. Wir saĂen in einer klimatisierten Limousine, es war ruhig und bequem, die Fahrt dauerte eine gute Stunde. Der Vorplatz des Bahnhofs glich etwas einem Mini-Thai-Timesquaire mit jeden Menge PlakatwĂ€nden und Werbung, auf alle FĂ€lle sehr bunt. Der Fahrer half uns die RucksĂ€cke zu schultern und entlieĂ uns in die thailĂ€ndische Abendhitze. Wir stapften in das BahnhofsgebĂ€ude und versuchten erfolglos herauszufinden, von welchem Gleis unser Zug fĂ€hrt, die Anzeigetafeln waren fĂŒr uns nicht so leicht verstĂ€ndlich. Aber wir hatten noch 2 Stunden Zeit und lieĂen uns deshalb auf einer selbstverstĂ€ndlich hochgradig unbequemen und groben Holzbank nieder (Manon: ich hĂ€tte sie fotografieren sollen!). Bis dahin waren wir bereits das erste Mal durchgeschwitzt, es waren noch knapp 30 Grad zu der Uhrzeit und die RucksĂ€cke haben ihr Gewicht. Wir verbrachten unsere Wartezeit mit vielen anderen Reisenden um uns herum auf besagter Bank, ab und an hat sich mal einer von uns die FĂŒĂe vertreten, mal nach der Akku-Ladung am Handy geschaut, oder riesige fette Kakerlaken beobachtet (Thomas), die neben den Abfalleimern rumkrabbelten.

Die meiste Zeit hörte ein buddhistischer Mönch neben uns lautstark Videos auf TikTok, Youtube, Facebook oder sonstigen KanĂ€len. Vor uns stand eine Diesel-Lok (sah aus wie aus den 60ern) und einige leere Abteile, welche vom thailĂ€ndischen Bahnpersonal im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen wurden, Techniker stiegen ein und wieder aus, leuchteten innen und auĂen mit Taschenlampen alles ab und trugen Daten auf Zetteln ein. Dann wurde die Lok gestartet und auf Hochtouren gedreht, offensichtlich als Test. Es war ein ohrenbetĂ€ubendes GerĂ€usch fĂŒr einige Minuten aus etwa 5 Meter Abstand vor den wartenden Reisenden. Aber auĂer uns schien das niemand zu stören. Ich (Manon) kam mir schon fast unverschĂ€mt vor, weil ich mir die Ohren zuhielt. Ob diese Lok am Montagabend um 21 Uhr TĂV bekam oder was auch immer da los war, wir werden es nicht erfahren.
PĂŒnktlich um 22:07 traf unser Zug ein und wir betraten frohen Mutes den Waggon mit der Nummer 11, um unsere SitzplĂ€tze einzunehmen. Auf unserer letzten Zugfahrt von Bangkok nach Chiang Mai hatten wir 2 Stunden VerspĂ€tung und da wir diesmal morgens den Flieger nach Pukhet bekommen mussten, haben wir kurzfristig umgebucht und sind einen Zug frĂŒher gefahren. Nun gab es aber in diesem frĂŒheren Zug keine SchlafplĂ€tze mehr und wir hatten beschlossen die 6 Stunden Fahrt auf einem Sitzplatz zu dösen. Im Nachhinein ist es schade, dass niemand unsere Blicke gefilmt hat, als wir unsere SitzplĂ€tze sahen: der âfrohe Mutâ war schlagartig dahin. Wir versuchen unsere Fassungslosigkeit aber mal zu beschreiben: Der Waggon hatte eine ânatĂŒrlicheâ Klimaanlage, d.h. alle Fenster waren offen, beleuchtet wurde er durch ein grelles, weiĂes Neonlicht, unter dem man auch eine Not-OP hĂ€tte durchfĂŒhren können. Das bedeutet, dass sich bei jedem Halt (und das waren einige wĂ€hrend dieser nĂ€chtlichen Fahrt) Myriaden von Kleintieren wie MĂŒcken, Motten und Fliegen aller Art unmittelbar durch die offenen Fenster direkt Zugang zum Zuginneren verschafften. Es kroch und flatterte ĂŒberall!!! Aber wir hatten keine Wahl und lieĂen uns auf unseren SitzplĂ€tzen nieder, spĂ€ter stellten wir fest, dass die SitzflĂ€chen nicht mehr befestigt waren und auch mal nach vorne rutschte, ganze SitzbĂ€nke verschoben sich wĂ€hrend der Fahrt. So saĂen wir gute 6 Stunden im Zug âim Zugâ.
GefĂŒhlt sah der Zug so aus, als ob in den letzten 50-60 Jahren seit Inbetriebnahme an Wartung dort nichts passiert sei đđŹ. Und die Beschreibung der Zugtoilette erspare ich (Thomas) Euch, liebe Leser, an dieser Stelle. Manon: ich habs mir verkniffenâŠ
Wir haben Musik und Podcasts gehört und versucht nicht darĂŒber nachzudenken, wo wir gerade sitzen. Interessanterweise wurden wir beide nicht gestochen in dieser Nacht. Die Augen trĂ€nen durch den konstanten Fahrtwind noch immer etwas, aber es wird besser und offensichtlich haben wir diese fĂŒr uns verwöhnten EuropĂ€er doch sehr herausfordernde Zugfahrt gut ĂŒberstanden. Wollen wir das nochmal machen? NEIN.
Um 4:50 kamen wir am Flughafen Don Mueang in Bangkok an und machten uns auf den Weg vom Bahnhof zum FlughafengebĂ€ude. Dieser war weder ersichtlich noch klar ausgeschildert. Zum GlĂŒck liest Thomas immer so viel und in einem Reiseblog gab es den Hinweis, dass ein Hotel in der NĂ€he des Bahnhofs einen Ăbergang ĂŒber den 8-spurigen Highway hatte und diesen nutzten wir letztendlich. Und natĂŒrlich war es dunkel, die StraĂen hatten Schlaglöcher und keine Gehwege, was es mit 58 Liter GepĂ€ck auf dem Buckel plus HandgepĂ€ck nicht leichter machte. Das muss erwĂ€hnt werden, dass ihr wisst, welche Heldentaten wir in dieser Nacht erbracht haben und wie stolz wir sindđ.
Am Flughafen lief dann eigentlich alles glatt. Wir waren pĂŒnktlich und hatten dadurch einiges an Wartezeit, und wir fanden uns gut zurecht. Nachdem wir erstmal unser GepĂ€ck abgeladen hatten, ging Thomas fĂŒr uns beide Kaffee holen und kam sehr glĂŒcklich und sichtlich zufrieden mit einem GepĂ€ckwagen zurĂŒck:

Unser Flugzeug startete pĂŒnktlich um 8:20 und auĂer einem Hinweis auf Turbulenzen, die dann zum GlĂŒck nicht kamen, sind wir ruhig und sicher nach Phuket geflogen. Das einzige was an dem Flughafen echt auffĂ€llig war: die SitzplĂ€tze im Wartebereich waren richtig bequem, ganz sonderbar đđ
AnschlieĂender Transfer zum Pier und die Wartezeit waren dann nur noch ein Kinderspiel fĂŒr uns. Um 10:30 stand unser Speedboot zur VerfĂŒgung. In Thailand werden Boote allerdings nicht groĂ gesichert und auch keine BrĂŒcken zum leichteren Einstieg bereitgestellt, sondern man gibt sich halt die Hand und hofft, dass beim Einstieg aufs Boot dieses nicht gerade eine unerwartete Bewegung macht, aber irgendwie funktioniert auch das. Und wenigstens waren hinreichend Helfer zur Hand die sĂ€mtliches GepĂ€ck fĂŒr uns aufs Boot brachten, sehr angenehm war das. Und es war natĂŒrlich nicht das erste Boot, sondern das zweite in Reihe, also ein bisschen Kletterei und dann ging es auch schon los zur Insel Ko Yaoh Noi, unserem Reiseziel.

Nach 17 Stunden kamen wir an unserem Hotel an und waren echt âdurchâ. Die 2 Stunden Wartezeit, welche wir noch hatten, bis wir unser Zimmer beziehen konnten, erschienen uns unendlich und: Duschen kann so schön seinđ.
OMG đDas war ja echt ein Abenteuer!! Ich habe beim Lesen mitgelitten! đ